MIKLÓS BORSOS WANDERAUSSTELLUNG
Wien, Berlin, Regensburg, Eggenfelden
2006-2008, Városi Művészeti Múzeum, Győr
Sehr geehrte Damen und Herren!
In der heute zu eröffnenden Ausstellung können Sie sich mit Miklós Borsos, einem bedeutsamen Meister der modernen ungarischen Bildhauerei Bekanntschaft machen.
Miklós Borsos ist in Nagyszeben (in Siebenbürgen) geboren, aber von 1922 bis 1945 lebte er mit seiner Familie in Győr. In dieser Stadt begann seine künstlerische Laufbahn, hier verheiratete er sich und hierher kam er mit seinen Werken zurück.
Wir sind in der glücklichen Lage, dass er noch zu seinen Lebzeiten der Stadt hunderte von Werken, dann seine Frau, Ilona Kéry als Nachlass viele Handschriften, Fotos und andere Dokumentationen und auch mehrere Werke schenkte, die in einem Vollquerschnitt seine Tätigkeit repräsentieren, und deren Pflege, Bereicherung und Präsentation in einer ständigen Ausstellung, zu einer der wichtigen Aufgaben unserer Institution geworden ist.
Die künstlerische Tätigkeit von Miklós Borsos begann in der Zeitspanne zwischen den beiden Weltkriegen, entwickelte sich bis Anfang der 70-er Jahre kontinuierlich, später nach seiner Herzoperation gestaltete sich in seinen Kleinplastiken, Medaillen, Illustrationsarbeiten und den als persönliche Summierungen gemeinten Zeichnungen zu einer subjektiven, geschlossenen Welt, die durch die Suche der Schönheit, Respekt des Materials, technisches Können auf einem hohen Niveau und eine erlebnisreiche, plastische Wiedergabe der Wahrheit gekennzeichnet ist.
Mit seinen Schöpfungen forschte er die verborgenen formbildenden Kräfte der Natur, die assoziativen Möglichkeiten von Material und Form.
Am Anfang seiner Laufbahn begann er als Maler, aber von Beginn der 1930-er Jahre – zuerst auf Zureden des deutschen Bildhauers Jupp Rübsam (er war Stein-und Holzbildhauer in Düsseldorf, lebte zwischen 1896 und 1974) und des ungarischen Pál Pátzay – fing er an sich mit der Bildhauerei zu befassen, die zusammen mit dem Zeichnen sein ganzes Leben ausfüllte.
Seine Bildhauerei verknüpfte sich bis Ende der 40-er Jahre eng mit der von Ödön Fülöp Beck, Béni Ferenczy und Ferenc Medgyessy vertretenen frühen modernen Richtung der ungarischen Bildhauerei, dann vom Ende der vierziger Jahre wandte er sich einerseits einer intellektuelleren, abstrakten, andererseits einer empirischeren, naturverbundenen Bildhauerei zu.
Seine Kunst nahm die Prinzipien der klassizisierenden Stiltendenz der 20-er –30-er Jahre an, aber zur Ausbildung seines Sehens und seiner Formvorstellungen dienten die Meisterwerke der Kunst des Altertums, der Renaissance und zeitgenössischen Kunst als belebende Quelle, zugleich als Lehre. Durch die Ergebnisse seiner Formreduktionsbestrebungen kam er der abstrakt-nonfigurativen Bildhauerei nahe, deshalb wird er heute als ein wichtiger Schöpfer der mit den Namen von Arp und Brancusi gekennzeichneten organisch-abstrakten Skulptur betrachtet, aber diese Bestimmung entspricht nicht restlos seiner eigenen Denkweise und Kunstanschauung.
Von seinen Zeitgenossen wurde er am meisten von Henry Moore beeinflusst, ähnlich dem er das Material zu durchgeistigen wünschte, damit es das Wachstum des organischen Lebens, die lebhafte Pulsierung der Natur ausdrückt, aber das gleiche Denken führte in Schaffen der beiden Künstler zu abweichenden formalen Lösungen.
Im Mittelpunkt in der Kunst von beiden Künstlern stand die Umdeutung der mediterranen kulturellen Tradition, der moderne Ausdruck von Harmonie, Ganzheit, Schönheit, Gleichgewicht, Ordnung, Transzendentem oder Geistigem, das heißt, der menschlichen Werte.
Miklós Borsos arbeitete aber nur in kleinen Formaten, intimen Räumen.
Seine Hauptthemen sind die Motive der Alltagswirklichkeit und der Natur – Menschen, Pflanzen und Tiere – und die großen Fragen des Lebens – Liebe, Geburt, Jugend, Schönheit, Trauer, Tod – daneben wurde er häufig auch von den mit der See und dem Balaton verbundenen Mythen und den Geschichten des Alten Testaments inspiriert.
Sein Themenkreis, seine schöpferische Formwelt erweiterte sich mit der Vertiefung seiner Kunstanschauung und seiner Formerfahrungen.
Für die gegenwärtige Schau haben wir aus dem bildhauerischen und zeichnerischen Lebenswerk Arbeiten gewählt, die sowohl seine Themenwelt als auch seine künstlerischen Ergebnisse gut repräsentieren.
In seiner frühen Bildhauerei beschäftigte ihn hauptsächlich die Porträtkunst, aber neben der Kopf- und Gesichtsdarstellung und Reliefverfertigung haute und meißelte er auch Halb- und Vollfiguren. Wir können hier seine erste Mask-Arbeit, seinen ersten Selbstporträt, Torso und Dreiviertelfigur sehen, sogar seinen ersten großformatigen Relief.
In seinen frühen Skulpturen strebte er bereits bewusst an, dass der Charakter seiner Figuren mit Natur und Struktur des Materials in Einklang steht. Die Steinformen sind geschlossene, stark reduzierte, kompakte Formen. Das schönste Beispiel ist die Statue Träumerin (1937).
Er komponierte die Figuren für einzelne Ansicht, ihre Unbeweglichkeit und geschlossenen Konturen löste er mit Geste der Hand oder mit der Haltung des Kopfes, und mit Kontrapost auf, später mit asymmetrischen Teilformen des Gesichts oder des Körpers, endlich, ab Ende der 60-er Jahre mit Durchbrechung des Ganzen. Er brachte in seiner Steinskulpturen feine innere Bewegung durch die formale und Oberflächenkontraste.
Mit seinem Metaphern der Schönheit und Vollständigkeit, oder mit der Liebe und Natur verkörpernden Formen erweiterte er die Ikonographie der ungarischen Bildhauerei mit neuen Motiven – z.B. hier: der Einsaitiger Lobgesang, Lighea, Sich umarmende Formen, Tagesanbruch, Narbe.
In seiner Porträtkunst und auf seinen Medaillen verewigte er hervorragende Künstler der europäischen und ungarischen Kultur – Maler, Bildhauer, Schriftsteller, Dichter, Musiker wie Rembrandt, Picasso, Villon, Vivaldi, Mozart, Bach, Bartók, Lőric Szabó usw.
Durch seine Medaillenkunst ist er einer der bedeutendster Ungarischen Erneuerer dieser Gattung. Häufig schuf er Werke, die von Literatur oder wie hauptsächtlich im Falle seiner Reiefs in 70-er-80-er Jahre und Medaillen zu sehen ist, von der Musik inspiriert wurden. In seinen Plaketten strebte er nach unmittelbarer Übertragung der konkreten Formen der Natur: er verwendete Kiesel, Ei und Schnecken, und experimentierte mit dem Abdruck von Blättern und Pflanzenzweigen.
Er kultivierte sämtliche bildhauereischen Gattungen auf einem hohen Niveau und bereicherte sie mit mehreren neuen Lösungen, davon zeichnet sich seine Porträt- und Medaillenkunst aus, auf diesem letzteren Gebiet erschloss er uns als einer der wirkungsvollsten heimatlichen Erneuerer der Gattung neben dem Respekt der edelsten Traditionen einzigartig reiche Möglichkeiten des modernen künstlerischen Ausdrucks.
In seiner Zeichenkunst erreichte er mit einigen Linien und feinen Tönen eine malerische Wirkung und schuf eine lyrische Atmosphäre: über die Verewigung von persönlichen Erlebnissen hinaus forschte er die Merkmale der im Augenblick verborgenen Ständigkeit, die in sich höhere Vollständigkeit des Daseins.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Kunst von Miklós Borsos ist ein Bindeglied zwischen der ersten und zweiten Epoche der modernen ungarischen Skulptur, zugleich ein Meilenstein bis Ende der 60-er Jahre, was die folgende Periode der auf Natur beruhenden, wie auch der abstrakten Bildhauerei betrifft.Zu seinen Lebzeiten hatte er wenige Möglichkeiten, sich im Ausland mit einzelner Ausstellungen vorzustellen, deshalb ist es eine große Freude für uns, dass wir die Gelegenheit bekamen, anlaß des hunderten Jahre der Geburt des Künstlers, hier, in diesem schönen Schloß aus seinen Werken eine retrospektive Ausstellung zu veranstalten könnten.
Ich möchte allen danken, die am Zustandekommen dieser Ausstellung mitgewirkt haben.An erster Stelle möchte ich danken Herrn Werner Shießl Bürgermeister für die Ausstellungsmöglichkeit und finanziellen Unterstützung. Ein großer Dank Frau Ulrika Ruppel Direktorin für die sorgfältige und wertwolle Hilfe. Vielen Dank Ildikó Kühn Jurnalistin für die organisatorische Arbeit, Herrn Konsul Szilágyi Gergő für das Transport der Werke. Außerdem möchte ich Dank aussprechen für die sorgfältige Arbeit mit großer Umsicht und Professionalität bei der Realisierung der Ausstellung.
Ich wünsche Ihnen viele Besucher und Ihnen, liebe Gäste, dass Sie beim Besuch der Ausstellung um ein schönes Erlebnis reicher werden.
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.